Unser Obst: Über Jahrhunderte wurden ortsnahe Obstwiesen in ganz Deutschland gefördert, geradezu gefordert. Denn die Früchte boten eine Garantie für frische und vitaminreiche Nahrung in schlechten Zeiten. Auf der sogenannten 'Almende' und oft auch alleeartig an Wegrändern wurden Obstbäume aller Sorten gepflanzt und selbstverständlich auch gepflegt, da ihr Nutzen allen einsichtig war.
Dies änderte sich im Grunde erst in den letzten Jahrzehnten: Die europaweite Vernetzung der Wirtschaftsmärkte erforderte genormte und klassifizierbare Früchte; das Obst der Streuobstwiesen konnte diese Anforderungen nicht erfüllen. Und so wurde der Obstanbau von der extensiven Obstwiese zu intensivem Anbau weniger Sorten umgewandelt - wo vor kurzem noch alte Hochstämme mit viel Liebe und Handarbeit gepflegt wurden, entstanden kurzstämmige Plantagen, die effektiver bearbeitet werden konnten - allerdings nur noch unter Einsatz von Pestiziden...!
Diese Umwandlung wurde massiv mit EU-Rodungsprämien vorangetrieben und so verschwanden nicht nur ungezählte Hektar alter Obstwiesen in Deutschland, sondern auch von den ehemals über tausend bekannten, oft lokal angepassten Sorten verblieb nur noch eine handvoll, die Sie dafür EU-weit in nahezu allen Supermärkten mit gleichbleibender Qualität erstehen können.
Ökologische Bedeutung: Wenn sich der NABU bundesweit für die Wiederanpflanzung traditioneller Obstwiesen einsetzt, so geschieht das nicht nur, weil wir die seit Römerzeiten ständig weiterentwickelte züchterische Vielfalt des Obstes erhalten möchten - auch der ökologische Wert von Streuobstbeständen ist ganz enorm: Bis zu 4.000 Tierarten wurden schon auf einem einzigen alten Obstbaum notiert!
Nicht nur 'zwischen Baum und Borke', auch in der extensiv genutzten Wiese zwischen den Bäumen findet sich eine Lebensgemeinschaft ein, die in unserer intensiv bearbeiteten Landschaft einen echten 'Hot Spot der Artenvielfalt' darstellt. Manche Arten sind geradezu auf Obstwiesen spezialisiert - Steinkauz und Wendehals sind Vorzeigearten, was die enge Bindung an diesen seit gut 2.000 Jahren in Deutschland existierenden vom Menschen geschaffenen Lebensraum angeht. Beide sind in unserer Region inzwischen als sehr selten einzustufen...
Somit zeigt der extensive Obstanbau mit hochstämmigen Sorten eine beispielhafte Möglichkeit auf, wie ökologische Werte mit der Nutzung der Fläche einhergehen können, sogar voneinander abhängen. Denn dauerhaft werden sich solche Obstwiesen in größerem Maße nur halten lassen, wenn die Früchte auch - wie bis in die 70er Jahre üblich - vermarktet werden können. Doch irgendwann werden sich die Verbraucher an den gängigen fünf glattpolierten Apfelsorten im Supermarkt sattgesehen haben - probieren Sie sich doch auch mal durch das traditionelle Sortiment oder fragen Sie im Herbst nach unserem selbstgepressten Apfelsaft - erhältlich in unserer Geschäftsstelle...
Aktiv für Obstwiesen: Der NABU ist im Oldenburger Land an vielen Orten mit Obstwiesen-Projekten vertreten. Allein im Oldenburger Stadtbereich betreuen wir mit unseren Ehrenamtlichen Helfern fünf Flächen.
In Wehnen gibt es auf zwei ha eine gut 20 Jahre alte Neuanpflanzung mit etwa 140 Bäumen sowie auf einem Drittel ha eine über 60 Jahre alte Wiese, die zu einem ehemaligen Hofplatz gehörte.
In Krusenbusch pflegen wir eine etwa zwei ha große Obstwiese, die im Eigentum der Stadt Oldenburg ist. Hierbei handelt es sich um eine historisch und ökologisch sehr wertvolle Fläche aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Eine kleine, ebenfalls in Eigentum der Stadt befindliche Obstwiese in Etzhorn, ist seit 2014 in NABU-Betreuung.
Am Marschweg 145 - quasi mitten in der Stadt - befindet sich im NABU-Naturgarten ebenfalls ein alter Obstbaumbestand - die alten Bäume werden erhalten und Lücken werden durch Neuanpflanzungen gefüllt.
Aber auch an vielen anderen Orten im Oldenburger Land finden sich NABU-Obstwiesen - beispielsweise im Bexaddetal bei Damme, in Lohne, mehrere Flächen in Ganderkesee und auch in der Wesermarsch und in Friesland. Auch in Dötlingen bringt sich der NABU mit Beratung und ehrenamtlicher Arbeit in die Pflege gemeindlicher Obstflächen ein. Diese Projekte liegen alle in Hand der örtlichen NABU-Gruppen.
Beratung: Wenn Sie Fragen zu Obstsorten, Pflanzzeitpunkten, Baumschulen etc. haben - wenden Sie sich einfach an unserer Geschäftsstelle; wir werden versuchen, Ihnen weiterzuhelfen! Unsere Öffnungszeiten sind: Mo-Do von 15.00-17.00 Uhr.